GJO ist Liebe!
In den diesjährigen Sommerkonzerten widmet sich das GJO einem der Themen in der Musik schlechthin: der Liebe.
Das Publikum wird mitgenommen auf eine Reise durch alle Facetten der Gefühle.
Von der oft beschriebenen Vorsicht und Zurückhaltung in einer Beziehung hält das Ensemble unter der Leitung von Dirigentin Hedi Gruber dem Anschein nach nicht viel. Mit Confident von Demi Lovato geht es direkt mit knalligem Blech, wummernden Bässen und ordentlich Kraft in den Abend. Sängerin Hannah Kreck sollte nicht zum letzten mal ihre beeindruckend mächtige Stimme zum Einsatz gebracht haben.
Nicht weniger kraftvoll und trotzdem ganz anders wirkte das zweite Stück des Abends. Bei der weltbekannten Melodie zur Stierkampfszene Toreador aus George Bizets Oper Carmen wird deutlich, dass die Liebe und damit verbundene Emotionen und Kräfte seit jeher eine Rolle in der Musik spielen.
Mit einem einem Sprung zurück in die Gegenwart zu Feeling Good von Anthony Newley und Leslie Bricusse (Gesang: Harry Khatchatrian) beweist das GJO einmal mehr seine Flexibilität im Umgang mit unterschiedlichen Stilen und Zeitaltern.
Nach dem so eindrucksvollen und beschwingten Start in den Abend war es an der Zeit für Moderator Philipp Gassert jeden im Saal auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen: Es läuft nicht immer alles rund, Menschen verändern sich und nicht jede Beziehung ist für die Ewigkeit bestimmt. Vertont wurde diese Erkenntnis durch eine kleine Bandbesetzung um dieSänger Matthias Gruber, Kilian Berger und Florian Hacker. In Ham Kummst der österreichischen Band Seiler & Speer schmeißt eine frustrierte Partnerin ihren eigentlichen Traummann hochkant aus dem gemeinsamen Heim.
Der Moderator selbst brütet dann kurz darauf in Bodo Wartkes Ja Schatz einen Mordplan aus - Grund hierfür ist das Eingeständnis:
"Das kann doch garnicht sein, ich meine "Nein" und sage "Ja"! Das war schon immer mein Problem - auch damals vor'm Altar"
Aus: Bodo Wartke, Ja Schatz
Wohin die in Ja Schatz schlussendlich doch nicht ausgeführten Pläne zur Beseitigung in Ungnade gefallener Partner führen können demonstriert dann die folgende Nummer. In der Gefängnisszene Cell Block Tango aus John Kanders Musical Chicago erzählen die verschiedenen Protagonistinnen (bei uns: Teresa Gruber, Hannah Kreck und Amelie Jost) bis ins letzte Detail, wie sie ihre Männer gemeuchelt, vergiftet oder sonst wie um die Ecke gebracht haben. Musikalisch ist das ganze passend untermalt von einem Tango, der gleichzeitig der Grazie der Täterinnen und der Brutalität ihrer Taten gerecht wird.
Nun galt es nach den vielen Abgründen nun wieder die schönen Dinge im Leben und in der Liebe hervorzuheben. Mit einer grandios geswingten Version von Umbrella (Gesang: Amelie Jost, Kontrabassolo: Jonathan Wiedemann, Klarinettensolo: Christina Görisch) von Rihanna und Louis Armstrongs Klassiker What a Wonderful World (Gesang: Alexander Abl) findet die Betrachtung verschiedener Facetten der Liebe ein versöhnliches Ende.
Das musikalische Highlight der ersten Hälfte stand da allerdings noch aus: Das Große Tor von Kiew aus Modets Mussorgskys Bilder einer Ausstellung führte zu wohlverdienten Standing Ovations vor der Pause.
Statt des sonst üblichen Gongs, der das Ende der kurzen Unterbrechung einläutet, hat sich das GJO in diesem Jahr etwas besonderes einfallen lassen. Schritt für Schritt tauchen immer mehr Schlagzeuger des des Ensembles im Foyer des Alten Speichers, im Klosterbauhof und im Saal selbst auf. Jeder trägt einen Barhocker und ein Paar Sticks bei sich und nach und nach beginnen alle neun Trommler mit ebendiesen Sticks auf die Hocker zu klopfen. Was auf den ersten Blick nach einem wilden Durcheinander aussieht und ebenso klingt, verschmilzt schnell zu einem eingängigen Rythmus, der den Zuschauerinnen und Zuschauern unmissverständlich signalisiert: zurück auf die Plätze! Als dies nach einiger Zeit funktioniert und alle Gäste wieder sitzen begeben sich die Drummer langsam Richtung Bühne, stellen ihre Barhocker zentimetergenau in einer Linie auf. Es beginnt das rund sechsminütige Trommelfeuerwerk Hocker 2.0 von Timm Pieper, welches vor Action, Choreographie und mitreißenden Rythmen nur so sprüht.
Ebenso energiegeladen und Drummer-fokussiert ist die dann folgende Nummer Wipe Out von Surfaris, bei der es sich unser Gitarrist Xaver Neuhüsuler nicht nehmen lassen konnte, stilecht auf Manni Glissmanns Rockabilly Kontrabass zu steigen um sein Solo angemessen zu inszenieren.
Wie üblich vollzieht das GJO danach auch in der zweiten Hälfte wiedereinmal eine stilistische 180 Grad Wendung. Mit Montagues und Capulets aus der Oper Romeo und Julia von Sergej Prokofieff - der Liebegeschichte schlechthin - und dem zweiten Satz aus Sergej Rachmaninoffs Klavierkonzert in C-Dur zeigt das GJO einmal mehr seine musikalische Klasse. Jasmin Gärtner glänzt hierbei als Pianistin im Klavierkonzert.
Schrittweise nähert sich das Orchester dann wieder dem aktuellen Zeitalter. Mit L.O.V.E von Nat Kingcole (Gesang: Amelie Jost, Trompete: Eberhard Bechstedt), Does Your Mother Know von ABBA und Haven't Met You Yet von Michael Bublé (Gesang: Kilian Berger) landet man auch thematisch wieder beim zentralen Inhalt des Abends.
Die volle Ladung Gefühle gibt es dann im großen Finale. Teresa Gruber und Kilian Berger zeigen einen innig vorgetragenen Showtanz höchsten Niveaus zu Cuando te beso von Juan Luis Guerra; einer wunuderschönen instrumentalen Rumba, bei der Xaver Neuhäusler, Michael Beschorner und Helena Peschel mit Soli an Gitarre, Violine und Cello auftrumpfen. Seppi Neuhäusler besingt daraufhin die eben noch zu beobachtende Innigkeit von Tänzen zu zweit in der Ballade 90 Grad von Bodo Wartke.
Mit Those Were The Days von Boris Famin (Gesang: Amelie Jost) und Dirty Boogie vom Brian Setzer Orchestra wird das Publikum nach einem grandiosen Konzert in den Abend entlassen. Unter tosendem Applaus verabschiedet sich das Garfinger Jugendrochester von der Bühne. Für disen Sommer zumindest.
Das GJO bedankt sich bei allen Unterstützerinnen und Unterstützern.
Der erste Vorbericht in der Süddeutschein Zeitung.
Der zweite Vorbericht in der Süddeutschen Zeitung.
Der Nachbericht in der Süddeutschein Zeitung.